Michelle beim 100km-Megamarsch

Die Idee einen 100km-Megamarsch in 24 Stunden zu absolvieren, klang im ersten Moment verrückt und fast unmöglich, aber der Reiz war gesetzt, es einfach mal zu testen. Also sollte es 2023 soweit sein und Michelle meldete sich für den Megamarsch in Köln an, ohne vorher jemals eine Wanderung länger als 30 km gemacht bzw. darauf hintrainiert zu haben.

Der Startschuss fiel am Samstag, den 16.09. um 12:15 Uhr am Fühlinger See. Die Route führte einmal im Uhrzeigersinn rund um die Außenbezirke von Köln. Bestens gelaunt und mit der Einstellung „entweder man schafft es oder eben nicht“, gingen bei sonnigen 26° die ersten Kilometer in noch großer Gruppe leicht von der Hand. Alle 20 km gab es eine Verpflegungsstation an der man Getränke auffüllen und sich am gut organisierten Buffet bedienen konnte. Gut gestärkt ging es weiter und unterwegs wurden schon kleine Grüppchen gebildet, die dasselbe Tempo verfolgten.

Auch Michelle hat einen Teampartner gefunden, mit dem es sich gut weiter wandern ließ. Schnell wurde die zweite Verpflegungsstation bei 40 km erreicht. Die Gruppe war schon deutlich kleiner geworden, aber Motivation war noch da, also ging es, nachdem die Steinchen aus dem Schuh entfernt wurden, auch schon zügig weiter. Die Nacht stand bevor und gegen 20:30h wurden die Stirnlampen ausgepackt. Zum Glück war es noch sehr mild, sodass es sich gut laufen ließ.

So langsam machten sich auch schon Schmerzen bemerkbar. Egal! Nach guten Gesprächen und der Überquerung der Rodenkirchener Brücke, war auch schon die Halbzeit erreicht. Am Rheinufer war noch viel los, was für Ablenkung sorgte. Gegen 0:30 Uhr war die ersehnte Verpflegungsstation 3 bei Kilometer 60 erreicht. Hunger war nicht wirklich vorhanden, also ging es nach einem kurzen Aufenthalt auch schon wieder weiter. So langsam kippte die Stimmung, da sich auch die Schmerzen in den Füßen weiter ausbreiteten.

Wenige Zeit später fing es auch noch an zu regnen, was nicht gerade zu mehr Stabilität im Schuh führte, als es über Wald- und Feldwege ging. Es war nur noch Kopfsache. Die Kilometer fingen an, sich zu ziehen und man merkte, dass man nicht mehr das Tempo wie zu Beginn halten konnte. Irgendwann bei Kilometer 80 und der letzten Verpflegungsstation 4 angekommen, hieß es nur noch Füße hochlagern, Getränke auffüllen und nicht zu lange verweilen, da das Gehen nach längeren Pausen fast schon nicht mehr möglich war. Die ersten Blasen unter den Füßen wurden immer dicker und platzten unterwegs teilweise auf. Es regnete immer noch, aber man schleppte sich so durch und es hieß jetzt nur noch durchbeißen und ankommen. Jede Unebenheit war sehr deutlich zu spüren, nicht nur in den Füßen, sondern ebenfalls auch in Knien und Hüfte.

Der Körper wurde insgesamt immer instabiler, trotzdem musste man konzentriert bleiben und schauen, wo man im Dunkeln hintritt, damit man nicht umknickt und auch keine Wegweiser übersieht. Am Morgen machte sich der Nebel über den völlig durchnässten Feldern im Kölner Norden breit, aber so langsam wurde es hell, was schon mal für eine kleine Erleichterung sorgte.

Nur noch sehr wenige und vor allem einzelne Wanderer waren unterwegs und der Frust der letzten Kilometer war deutlich wahrzunehmen. Kaum ein Lächeln war mehr drin, jeder war komplett durchnässt und die Motivation ließ auch zu wünschen übrig. Immerhin waren die verbliebenen Kilometer nur noch einstellig und bei Kilometer 95 wurde noch mal ein kleines Päuschen eingelegt, bevor es in den Endspurt ging.

Die letzten Kräfte zusammengerissen und einfach nur noch durchhalten. Die Sonne gab noch mal ein bisschen Kraft um weiterzumachen. Trotz allem zog es sich nur noch, bis irgendwann die Mikrofonansagen und die Musik des Ziels zu hören waren.

Am 17.09. um 08:40 Uhr vollkommen erledigt und mit 100km in den Beinen, wurden ein paar Tränchen verdrückt und realisiert, dass man zu weniger als der Hälfte der angetretenen Starter gehörte, die auch gefinisht hatten.

Fazit: Interessante Selbstchallenge, um seinen Körper kennenzulernen und Schmerzen auszuhalten bzw. bewusst ignorieren zu müssen. Aber 100 km müssen nicht noch mal sein. Dafür ist die Belastung dann doch zu enorm.

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