Mallorca, am Samstag dem 13., bei 13 Grad Außentemperatur, reihte ich mich um 7:13 Uhr in die vorletzte Startgruppe bei meinem ersten „IRONMAN 70.3“ meines Lebens ein. Die Tage vorher hatte es mehr oder weniger stark geregnet und auch an diesem Tag sollte der Wettergott viel Abwechslung bereit halten, so die Vorhersage. Um 07:40 Uhr erfolgte der Startschuss für die erste Gruppe im Rolling-Start und es ging am Strand von Alcudia in die knapp 20 Grad warmen Fluten des Mittelmeeres. Zumindest nach und nach, so dass ich nach knapp einer Stunde Wartezeit irgendwann dann auch dran war und mich auf meine erste 1,9 km Distanz begeben konnte und ich hatte nur eine geringe Ahnung, was mich über die nächsten Stunden erwarten sollte. Immerhin hatte ich mich erst vor 2,5 Jahren mit dem Triathlon angefreundet und innerhalb des letzten Jahres den Schwimmstil „Kraul“ erlernt. Daher waren meine Erfahrungen zuvor auf deutlich kürzere Distanzen beschränkt.
Doch es lief so, wie ich es in vielen Triathlon-Berichten und Büchern gelesen hatte. Es war schwer sich zu orientieren, irgendein Athlet schwamm einem immer vor die Hände und ein paar Meter musste ich auch Brust schwimmend zurücklegen. Aber im Endeffekt lief es gut und ich kam nicht als Letzter aus dem Wasser. Auf dem weiten Weg in die Wechselzone entschied ich, mich doch etwas wärmer anzuziehen als geplant. Das sollte sich im weiteren Verlauf als die richtige Entscheidung entpuppen. Ohne Wechselroutine brauchte ich dann inklusive dem Lauf durch die riesige Wechselzone knapp 10 Minuten und saß schlussendlich auf meinem Rennrad in Richtung Serra de Tramuntana, dem Gebirge im Norden Mallorcas. Mit riesigem Respekt, denn immerhin wartete ein Anstieg bis auf 600 Meter über dem Meer und insgesamt 850 Höhenmeter auf mich. Aber es rollte und so konnte ich Kilometer um Kilometer Triathleten aus allen Teilen der Welt überholen und das ein oder andere nette Gespräch führen. Digby, ein Athlet aus Großbritannien begegnete mir immer wieder, er war der bessere Abfahrer und ich wohl der bessere Kletterer.
Irgendwann war der Berg geschafft, ich war glücklich und wusste, jetzt komme ich bestimmt irgendwie ins Ziel. Allerdings sollte die Abfahrt in Richtung Alcudia auf mehrheitlich schlechten Straßen den ein oder anderen Athleten in der Disziplin „Schlauchwechseln“ fordern und nach einem eiskalten Regenguss froren mir gelinde gesagt die Finger ein, was das Bremsen nicht ganz so einfach machte. Ich blieb immerhin von jeglichen Pannen verschont und plötzlich hatte ich nur noch 30 Kilometer vor der Brust, die allerdings mit zumeist stattlichem Gegenwind.
Nach gut 85 Kilometern erreichte ich die lange Hauptstraße in Richtung Wechselzone und ich freute mich unglaublich, gleich durch die zahlreichen Zuschauer laufen zu dürfen, 3 Runden a 7 Kilometer durch die Stadt und am Strand entlang. Nachdem mein Wechsel dieses Mal nur die Hälfte der Zeit dauerte, ging ich auf die letzten 21 Kilometer. Aber scheinbar hatten mich die Kälte und der Gegenwind zum Schluss davon abgehalten ausreichend zu trinken, denn nach nur 2 Kilometern traf mich im rechten Oberschenkel der Blitz in Form eines Krampfes. Und so quälte ich mich die ersten 10 Kilometer von Verpflegung zu Verpflegung, unterbrochen von weiteren Krämpfen, bis mein Körper irgendwann mit der Zufuhr von Nahrung und Flüssigkeit zufrieden war und ich mehr oder weniger befreit zu Ende laufen konnte. Als ich auf die letzten 2 Kilometer in Richtung Strand einbog, erlebte ich zum ersten Mal in meinem Leben, dass mein Körper einfach so anfangen kann zu schluchzen und zu weinen. Wahrscheinlich aus Freude oder auch aus Erleichterung, vielleicht war es aber auch nur eines dieser Glücksgefühle, von denen ich zuvor nur gelesen oder gehört hatte. Meine temporäre Laufbegleitung aus China lenkte mich ein wenig ab und so lief ich nach 6 Stunden und 48 Minuten fertig aber echt zufrieden über den Zielstrich am Strand von Alcudia.