Stoneman

Jasmin und Bernhardts hügelige Radherausfoderung um das Erzgebirge

Unser „Ehepaarevent 2020“ führt uns rund um das Erzgebirge.
Ich lese vor einigen Wochen einen Bericht über den STONEMAN in der Tour und bin sofort begeistert. So ist das ja meistens bei mir … und ich nehme mir die Runde fest vor. Bernhardt ist schnell überredet und wir planen den Start der 2-tägigen Runde in Oberwiesenthal, 300 km von Roth entfernt, wo wir am eigentlichen Challengewochenende ein privates und nahezu perfektes Trainingswochende erleben dürfen. Montag ist Reisetag, Planung, Ausruhen und Check der Räder angesagt.
Wir haben einen Starterbeutel und einmal nur den Track gebucht und teilen die Goodies gerecht auf (Flasche, Beutel, Buff, Kettenöl, Kaffee).

Bärenstein – Drei-Brüder-Höhe – Saigerhütte – Schwartenberg – Holzhau – Zinnwald – Bärenfels: 167 km * 3141 Hm

Wurden wir in Franken mit einer sommerlichen Hitze von knapp 30 Grad an unserem „Wettkampftag“ verwöhnt, starten wir am Dienstag früh um 7 Uhr bei unter 10 Grad auf 1000 m Höhe auf die Runde. Bepackt mit einem minimalistischen Gepäck für eine Übernachtung und Wechselkleidung auf dem Rücken. Bei mir reicht ein Sportbeutelchen, das merke ich kaum. Bernhardt hat sämtliche Ladegeräte und Powerbanks im Gepäck, die STONEMAN Runde wird ja eigenständig nach Track gefahren. Als Vorbereitung fahre ich meine längste Tour überhaupt 180 km durch den Westerwald und am längsten Tag 200 km an der Mosel (7h15). Heute stehen 167 km bis Bärenfels auf dem Plan. Wenn wir die jeweilige Station passieren, lochen wir unsere Tourenkarte als Beweis ab. Nur wenn alle Stationen abgelocht werden, erhalten wir die begehrte Trophäe. Wunderschöne Straßen, Waldalleen, kleine Dörfer. Auf und ab, gefühlt mehr Auf, aber da werden wir warm. Erst am Nachmittag zeigen sich ein paar Sonnenstrahlen. Die Strecke ist einsam, ich glaube das ist hier kein Privileg in Coronazeiten, keine Tankstellen, Geschäfte. Wo sollen wir unsere Wasserflaschen auffüllen?  Es kräht kein Hahn, spielt kein Kind in den hübschen Bauerngärten , es bellen keine Hunde, geschweige denn begegnen wir anderen Rennradfahrern auf den Straßen. Wir können durchatmen und treten, wieder ein Anstieg. Das Grün und die frische Luft sind sehr erholsam.

Leider bricht der Umwerfer an Bernhardt´s Rad und er muss unnötiges Schalten vermeiden, ärgerlich, aber ansonsten bleibt der 1. Tag bis zum Naturhotel in Bärenfels pannenfrei. In Saigerhütte ist die Kaffeemaschine im einzigen Cafe kaputt, da flüchten wir fix wieder. Das historische Kopfsteinpflaster dort nötigt uns zum Absteigen und ein paar Fotostopps. 20 km weiter gibt es dann eine entspannte Pause mit Blaubeerpfannkuchen in Seiffen. Dort steht der größte Nußknacker der Welt, gerne würde ich hier auch Spielsachen für mein Enkelkind kaufen. Ein Plakat „Unesco Weltkulturerbe“ zeigt uns an, dass der Ort in anderen Zeiten mehr Touristen anlockt als heute. Die junge Inhaberin des Cafes fotografiert uns mit den Worten: „Wow, Rennradfahrer haben noch nie bei uns gestoppt.“ Die STONEMAN Road Erzgebirge ist die einzige dieser Art für schmale Reifen, sonst sind die Touren von Roland Stauder für MTBs erdacht worden. Das Naturhotel in Bärenfels ist eine gute Wahl, preiswert, sauber, großes Frühstücksbüfett, sehr nettes Personal. (DZ 84 € incl., eigene Garage für die Räder)

Blockhausen – Niederlauterstein – Greifensteine – Rittersgrün – Fichtelberg: 161 km * 3141 Hm

Tag 2 starten wir in Bärenfels mit dem Ziel in Oberwiesenthal im Hotel von Jens Weissflog, der sich auch persönlich um seine Gäste kümmert. Dort steht unser Wagen. Das Hotel bietet erst ab 8 Uhr Frühstück an, so kommen wir erst um 9 Uhr verspätet auf die Strecke. Als wir die aufgefüllten Trinkflaschen verstauen setzt der Regen ein. Und er hört auch nicht mehr auf. Den ganzen Tag. Nicht. Das wird eine Herausforderung, die teilweise eher graveltauglichen Abfahrten bei der Klatschnässe zu meistern und die Kartenstationen zu finden. Es ist so kalt, da nützen auch die Anstiege heute nicht viel. Da wir einen Navi mit Touchfunktion haben, ist beim Wasserwegwischen schnell der Track verschwunden. Oh neee. Wir legen noch einen 15 km Umweg ein, da wir in Blockhausen an der Station vorbeigefahren sind. Das waren Minimum 250 Hm mehr auf dem Tacho. Ich habe das Ziel vor Augen, Bernhardt sieht ein Taxiunternehmen …. Kommt nicht in Frage, oder? Es sind nur noch 75 km. Wir müssen unsere Sachen wechseln, sonst wird aus Spaß eine Strapaze für das Immunsystem. Endlich passieren wir wieder eine Ortschaft. Warmbad! Was für ein Name, es gibt ein Schild „Trinkpavillon“, dem wir folgen wie Hänsel und Gretel den Brotkrumen. Tatsächlich steht mitten in einem kleinen Kurpark ein kleiner weißer Märchenpavillon mit einer warmen Therme, wo wir Wasser fassen können, auch ist der Fußboden warm. Wir sind Glückspilze! Wir ziehen uns komplett aus, werfen unsere Sachen auf den warmen Boden, kippen das Wasser aus den Radschuhen … als wir fertig sind, hören wir die sächselnde Stimme einer kleinen alten Dame im Hintergrund, die für uns unbemerkt zwischen 2 Plastikpalmen gesessen hat ..“und nu, alles trockengelegt?“. Wir müssen lachen … In der Cafeteria des Altenstifts bekommen wir nach allen Desinfektions- und Registrierungsmaßnahmen einen heißen Tee, herrlich. So aufgewärmt fällt der Aufstieg auf die Räder richtig schwer und die nächsten 30 km bis zum Naturmonument Greifensteine frieren und treten wir schweigend vor uns hin.

Wir fahren an kleinen Flüssen vorbei, über Brücken, hoch zu einem Schloss, wieder eine Burg über böhmische Alleen. Ich sage „Im Hochsommer muss es hier schön sein“. Es ist Hochsommer! Wir lachen wieder und treten. Dieser Regen.  Wir haben Duschhauben über unsere Helme gezogen, endlich haben die Dinger aus den Hotels ihren Einsatz. Sponsorenverträge bekommen wir so nicht. Lachen. Treten. Nach Rittersgrün zieht es sich ein wenig, von dort geht es auf den letzten steilen Anstieg auf den Fichtelberg. 13,9 km * 581 Hm. Ich bin voller Vorfreude, habe ich 2 Tage zuvor dort schon die Aussicht genossen und das Ziel inspiziert. Wir brauchen 1h27 min, das Stravasegment eines unbekannten Helden zeigt uns später 1h24. Mann sind wir gut drauf. Wir arbeiten uns den Fichtelberg beinahe ohne Sicht und mit ein wenig Geschimpfe hoch, es ist neblig, diesig, naß. Urplötzlich taucht der Kartenautomat auf. WAAAS? Das ist schon das Ende? Stempeln, Duschhaube ab, Foto, Freude.

Es wartet jetzt noch eine weitere Abfahrt auf uns und ein deftiger Anstieg zu unserem Hotel. GESCHAFFT ! Stolz zeigen wir  unsere Lochkarten an der Rezeption vor und bekommen unsere Silber-STONEMAN-Trophäe ausgehändigt. Eine halbe Stunde später stehen wir bereits auf der Finisherliste. Verdient haben wir uns Brotzeit und ein Bier auf dem Hotelbett im Alpencharme. Wir erholen uns noch einen Tag mit Ausflug nach Annaberg-Buchholz und im Hotel mit dem wunderbaren Wellnessbereich. Da wir das rechtzeitig angemeldet haben und z. Zt. immer nur 2 Personen in die Sauna dürfen, haben wir wieder einmal das Glück für uns.
In Normalzeiten führt die 290 km Strecke mit 4900 Hm auch durch Tschechien. Wir sind die diesjährige C-Edition mit 312 km * 6100 Hm gefahren. Durch die „Verfahrer“ kamen 333 km * 6571 Hm zusammen. Es ist auch möglich, die Bronzeversion an 3 Tagen zu fahren. Den Goldstein gibt es für die Eintagestour. Möglich ist das, wenn das Wetter stimmt, z.B. am längsten Tag des Jahres, mit einem evtl. Begleitfahrzeug, das Wasser/Verpflegung zur Verfügung stellt, ohne Sightseeingstopps, lange Suchereien und man früh genug starten kann.

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